
Wiederbelebung der Woizkirwa vor dem 2. Weltkrieg, 1935-1937Am 13.08.1935 erschien in der Sulzbach-Rosenberger Zeitung ein Aufruf des damaligen Kreisleiters der NSDAP und „Oberbürgermeisters“ Paul Arendt, einem umtriebigen, aber auch bei Parteigenossen und Bevölkerung umstrittenen Wahlbürger unserer Stadt, an alle „Volksgenossen und Volksgenossinnen“, den „im letzten Jahrzehnt immer mehr in Vergessenheit geratenen schönen alten Brauch“ der Woizkirwa wieder neu zu beleben. Es erging an alle „Vereinsführer, Wirte und interessierte Bürger“ der Aufruf, sich am gleichen Abend im großen Rathaussaal einzufinden, um einen Festausschuss zu bilden.
![]() In einem weiteren Artikel unter dem Titel „Altes Brauchtum“ wurde im Stile des damaligen Zeitgeistes in markigen Worten für die Kirwa geworben. Der Woizkirwajahrmarkt war immer am 3. Sonntag im August. 1935 wurde dies auch so belassen, da sich die Händler schon darauf eingestellt hatten. Die Kirwa selber wurde aber am 4. Sonntag abgehalten, da „an diesem Sonntag die umliegenden Dörfer keine Kirchweih haben und alle Landsleute dann auch zu unserer Sulzbacher Kirwa kommen können.“ Ab dem nächsten Jahr sollte dann auch der Markt am 4. Sonntag zusammen mit der Kirwa sein. Es wurden der „Herr Vetter und die liebe Frau Bas“ aus dem Sulzbacher Umland mit Nachdruck zur Kirwa eingeladen, da die Sulzbacher Stadtbevölkerung ja auch gerne deren Kirwan auf den Dörfern besuchte. Ansonsten sehe man, so der Verfasser, „wenig Veranlassung, die Kirchweihen der Nachbargemeinden auch weiterhin so zahlreich zu besuchen.“ „Eingeladen werden durch Postwurfsendungen alle Haushaltungen der 32 Dörfer des Kreises Sulzbach-Rosenberg, alle Haushaltungen der Stadt Amberg und des Kreises Amberg, sowie alle Volksgenossen und Volksgenossinnen unserer Stadt.“ Jeder Bürger solle darüber hinaus persönlich seine Bekannten, Verwandten und Geschäftsfreunde einladen. Und dass es an der Kirwa in jedem Haus nach „Küchla“ zu duften hatte, wurde schon fast als „vaterländische Ehrensache“ bezeichnet. Abschließend wurde vermerkt, dass der erste Versuch, alte Bräuche wieder aufleben zu lassen, sowohl gesellschaftlich, als auch wirtschaftlich ein voller Erfolg war. In den 60er Jahren erinnerte man sich daran, dass an der Woizkirwa 1935 der Besucherandrang und der Durst so groß waren, dass es in sämtlichen Sulzbacher Wirtshäusern kein Bier mehr gab. |
